ROS - Reaktive Sauerstoff Spezies
Reakive Sauerstoff-Spezies ROS sind Moleküle, die eben hochreaktiven Sauerstoff enthalten und damit für das Leben gefährlich sind. Besser bekannt sind sie als "freie Radikale". Ähnliches gilt für RNS (Reaktive Stickstoff Species), wie z.B. NO.
Übersteigen die ROS/RNS ein bestimmtes Maß - z.B. durch Umwelteinflüsse wie Ozon und schlechte Versorgung mit Micronährstoffen - entstehen durch oxidativen Stress bedingte Organerkrankungen. Nach der Pharmazeutischen Zeitung sind dies:
- Gehirn: Alzheimer-Krankheit, Parkinson-Krankheit, subarachnoidale Blutung, post-traumatische Ereignisse
- Auge: Katarakt, Photo-Schädigung der Retina, angioproliferative Retinopathie
- Respiratorisches System: Bronchial- und Lungenkrebs
- Kardiovaskuläres System: Atherosklerose, Myokardinfarkt
- Urogenitalsystem: Nieren- und Blasenkrebs (wahrscheinlich auch Prostatakrebs), Sterilität
- Leber- und Dickdarmkrebs, Leberzirrhose, Ulcus (Stress-Ulcus des Magens)
- gestörte Knochenheilung, Knochenresorption, muskuläre Hypoxie (Überanstrengung)
- Diabetes mellitus (zusammen mit anderen Faktoren)
- Leukämie (zusammen mit Erb- und Umweltfaktoren)
- Hautkrebs (zusammen mit Erb- und Umweltfaktoren)
- ausserdem werden genannt: Autoimmunkrankheiten (chronische Entzündungen), Ischämie-Reperfusionsschäden (Organtransplantation), Blutungen (Hypovolämie), degenerative Krankheiten und Geschwindigkeit der Alterung.
ROS und RNS werden durch das antioxidative Schutzsystem im Körper in Schach gehalten. Dieses basiert auch auf der Zufuhr verschiedener Vitamine.
Sinnvolle Funktionen von ROS/RNS
Es gibt aber auch viele sinnvolle Funktionen von ROS. Sie werden zum Beispiel zur Infektionsbekämpfung und zur Gewebeauflösung bei Wundheilung gezielt produziert und ins Gewebe ausgeschüttet.
Auch unter ausgebildeten Medizinern bestehen darum gelegentlich Bedenken, ob große Mengen Antioxidantien sinnvolle Funktionen der freien Radikale nicht stören würden. Verschiedene Chemotherapeutika wirken z.B. mit grossen Mengen von ROS. Werden die durch Vitamin E beeinträchtigt?
Die Antwort ist: Nein. Genau diese Fragestellung wurde in dieser Dissertation untersucht. Ergebnis: selbst höchste Dosen von bis zu 1000 ug/ml Vitamin E (Normalwert: 30ug/ml) hatten keinen Einfluss auf die Wirkung eines radikal-produzierenden Chemotherapeutikums.
Die Ansicht, dass exogene Antioxidantien ROS/RNS komplett neutralisieren könnten ist irrig.ref-P1469 Tatsächlich wird von ihnen nur ein "kleiner Teil" der ROS/RNS neutralisiert.
Die Vitamin E Moleküle wandern entlang der Zellmembranen und schützen speziell diese vor der lawinenartig ablaufenden Lipid-Peroxidation. Ein einziges Vitamin E Molekül kann dabei hunderttausende von Zell-Lipiden schützen.
Natürliche Antioxidantien beeinträchtigen die normalen Sauerstofffunktionen natürlich nicht. Sie schützen lediglich die empfindlichen Zellbestandteile. Auch die normale Zellatmung (zur Energiegewinnung) wird durch Vitamin E nicht beeinträchtigt. Vielmehr wird sie durch Vitamin E erst möglich gemacht (beschrieben im vorigen Kapitel).