"Vitamin E" in der Presse - nicht zu verwechseln mit Tocotrienolen
Zur Zeit ist wieder verstärkt "schlechte Presse" über Vitamin E im Umlauf, so zum Beispiel in diesem Artikel der Zeitschrift Focus. Diese Artikel sind grundsätzlich richtig, gelten aber nicht für Tocotrienol-Vitamin E. Warum das so ist und die Hintergründe erklären wir hier.
Zunächst die Korrektur einer Falschinformation: Vitamin E besteht nicht aus "acht Tocopherolen". Es gibt nur vier Tocopherole (alpha, beta, gamma, delta). Es gibt in der Natur aber ausserdem die vier Tocotrienole , sowie acht seltenere Formen (Tocomonoenole und MDT). Diese Isomere unterscheiden sich von den Tocopherolen durch ungesättigte Seitenketten - ähnlich wie Leinöl im Vergleich zu Rindertalg.
Im Focus-Artikel folgen weitere Informationen zu Vitamin E, die alle richtig sind. Und dann ein Abschnitt über die "Gefahren des Vitamin E in hohen Dosen". Der ist im Prinzip auch richtig, betrifft aber nur eine einzige Form des Vitamin E, nämlich das alpha-Tocopherol.
Alpha-Tocopherol (kurz aTP) ist die reaktionsträgste Form von Vitamin E, wird aber immer noch weitverbreitet als die "am besten bioverfügbare Form" beschrieben. Das ist falsch. Richtig ist, dass der Körper aTP stark bevorzugt aufnimmt und speichert. Bei normalen/geringen Mengen von aTP (maximal ca 12-20 mg) werden Tocotrienole sogar besser als alpha-Tocopherol aufgenommen. Wenn aber viel aTP vorhanden ist, holt er sich bevorzugt dieses heraus und nimmt die anderen Isomere schlechter auf.
Warum ist das so?
Vitamin E ist lebenswichtig und notwendig für die Erhaltung der Fortpflanzung. Ohne Vitamin E keine Nachkommen. Darum hat es die Natur so eingerichtet, dass das reaktionsträgste und am besten speicherbare Vitamin E Isomer bevorzugt gespeichert wird (mit dem Faktor 1:3 bis 1:20). So steht es auch noch nach Monaten zur Fortpflanzung zur Verfügung. Alpha-Tocopherol ist die Speicherform des Vitamin E.
Wenn aber genug alpha-Tocopherol vorhanden ist - dafür genügen geringe Mengen von 12 mg/Tag - wäre es viel sinnvoller Tocotrienole (kurz T3) aufzunehmen. Die sind nämlich dutzendfach wirksamer als Antioxidans, zur Verhinderung von Zellschäden, auch Mutationen am Erbgut (40-60 fach wirksamer ist nachgewiesen). Eine Vielzahl von Studien belegt inzwischen die Wirksamkeit von Tocotrienolen bei der Krebsbekämpfung, für Herz und Kreislauf, für Gehirn, Leber, Nieren.
Das geht aber nicht, wenn sich das alpha-Tocopherol (durch den Speichermechanismus) vordrängelt. In herkömmlichen Nahrungsergänzungsmitteln (und sogar in Lebensmitteln) wird fast immer (synthetisch hergestelltes) aTP zugesetzt. Wird "Vitamin E" aber in Form von alpha-Tocopherol hochdosiert zugeführt, verdrängt es die anderen, besseren Isomere von der Aufnahme. Die stehen dann nur noch eingeschränkt zur Verfügung.
Es ist sogar noch schlimmer. Wenn Vitamin E ein Radikal abgefangen hat, wird es selbst zu einem schwachen Radikal, das von Vitamin C dann wieder regeneriert werden muss. Bei sehr viel und sehr reaktionsträgem Vitamin E (herkömmliche Vitamin E Supplemente) gelingt das aber nicht mehr vollständig. Das hochdosierte aTP-Vitamin E wird so selbst zur Gefahr. Es wirkt dann sogar pro-oxidativ, es macht also genau das Gegenteil von dem was es soll.
So erklärt sich eine Reihe von Studien und Metastudien mit "Vitamin E", die ausschliesslich mit alpha-Tocopherol durchgeführt wurden. Hochdosiertes alpha-Tocopherol ist tatsächlich gefährlich.
Dagegen helfen Tocotrienole. Mit ihrer ungesättigten Form werden sie dutzendfach schneller regeneriert, so dass sogar 1000 mg nebenwirkungsfrei genommen werden können (wobei aber 250 mg eine sinnvolle Obergrenze sind).
Eine Sammlung wissenschaftlicher Studien über Tocotrienole finden Sie auf www.tocotrienol.de (in englischer Sprache mit deutscher Besprechung).
Ich hoffe, dass der Fortschritt der Wissenschaft sich nach einigen Jahren auch in der Literatur und der Ausbildung von Medizinern und Ernährungsberatern niederschlägt. Und bei den Autoren populärwissenschaftlicher Artikel wie im Focus.